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DAS INTERVIEW

Combi
Referent
Torsten Östervall

GESCHÄFTSFÜHRER (CEO)

„Wir sind nicht Anwalt einzelner Mitglieder, sondern aller Mitglieder“

Das Gespräch mit Torsten Östervall, Geschäftsführer (CEO) Autonet AB in Göteborg, Schweden, führte Katja Lafferenz, Leitung Marketing CombiSystems am 18. August 2023 online.

Katja Lafferenz: Hallo Torsten, schön, dass es so schnell geklappt hat mit unserem Interview hier für unsere CombiNews im Vorfeld unseres CombiBildungsBuffet. Stell dich und dein Unternehmen Autonet AB aus Schweden doch bitte kurz vor.

Torsten Östervall: Zuerst einmal, möchte ich mich bedanken für die Möglichkeit, dass ich in letzter Minute noch zum CombiBildungsBuffet eingeladen wurde. Mein Name ist Torsten Östervall und ich bin der Geschäftsführer von Autonet AB mit Sitz in Göteborg. Ich selber wohne in Stockholm. Autonet AB arbeitet seit vielen Jahren für Versicherungsunternehmen, indem wir die Schadenbearbeitung mit Bilderkennung und KI anbieten. Wir bieten einen Service an zur automatisierten Schadenbearbeitung für beschädigte Fahrzeuge. Dadurch optimieren wir den Schadenprozess von Fahrzeugschäden durch unsere firmeneigene und marktführende Bilderkennungs- und KI-basierte Entscheidungssoftware. Unsere Datenbank ist der Kern unserer Bilderkennung und KI-gestützten Entscheidungssoftware.

Katja Lafferenz: Wie bist du darauf gekommen?

Torsten Östervall: Ich habe Erfahrungen im Schadenmanagement sammeln können als Geschäftsführer meines ersten Unternehmens, das sich mit Totalschäden bei Autos beschäftigt hat. Zu meinem aktuellen Arbeitgeber bin ich gekommen, da Autonet eine andere Firma von mir gekauft hat und mich daraufhin bei Autonet als Geschäftsführer eingesetzt hat. So kam es, dass ich mich neben Totalschäden auch mit allen anderen Schäden befassen konnte. Im Kern geht es um eine Triage, sozusagen – also darum, wie wir schnellstmöglich die Schwere der Schäden einstufen können, in leicht-normal-schwer, sowie um was für einen Schaden es sich bei dem Ereignis handelte.

Katja Lafferenz: Verstehe, das ist natürlich interessant für Versicherungen.

Torsten Östervall: Auf jeden Fall. Uns ging es darum, was für das Versicherungsunternehmen die beste Methode darstellt, den Schaden effizient zu bearbeiten und zu erledigen. Die Vorteile sind jedoch auch kürzere Wartezeiten für den Geschädigten und nicht zuletzt reduzieren wir langes Hin- und Herfahren beispielsweise zu Besichtigungen der Autos durch effiziente digitale Abläufe, Stichwort Nachhaltigkeit. Außerdem können mit unserer Arbeit auch bessere, effizientere Reparaturmethoden in Anspruch genommen oder auch entwickelt werden. Durch diese schnelle Erfassung und Kategorisierung der Schäden sind wir und der Lage, schnell und zuverlässig die richtigen Partner für die Reparatur etc. zu finden.

Katja Lafferenz: Welche Daten liegen euerer KI zugrunde?

Torsten Östervall: Die Daten, um unsere KI-Modelle zu trainieren, bekommen wir von verschiedenen Versicherungsunternehmen. Was den Datenschutz angeht, so benötigen wir keine persönlichen Informationen für unsere Modelle, lediglich die technischen Daten.

Katja Lafferenz: Also gut, sagen wir, ich komme an mein Fahrzeug und stelle einen Schaden fest, eine Delle, nichts Wildes, aber ärgerlich. Wie ist der Ablauf?

Torsten Östervall: Du fotografierst den Schaden und sendest die Bilder dann an deine Versicherung. Im Idealfall arbeitet sie mit Autonet zusammen und schickt uns die Bilder über die Autonet Web-App. Durch KI und Bilderkennung sortiert Autonet Fälle und schätzt die Kosten. Je nach deinem Standort leiten wir deinen Fall an den nächstgelegenen Reparaturexperten weiter. Der Reparaturexperte erstellt anhand deiner Schadenbilder eine Berechnung, die automatisch von Autonet verifiziert wird.

Unsere Web-App ist leicht zugänglich. Es ist keine heruntergeladene Software erforderlich – sie wird entweder über einen Link, einen QR-Code, das Internet oder die App der Versicherungsgesellschaft gestartet. Die Foto-App ist adaptiv, je nach Schadenschwere, und das System liest alle Informationen aus den Bildern aus, was sowohl dem Anwender als auch der Werkstatt Zeit und Aufwand spart.

Katja Lafferenz: Wie seid ihr darauf gekommen, den Schadenprozess so zu verschlanken?

Torsten Östervall: Ich komme aus der Welt der Versicherungen und der Totalschaden. Mir ging es darum, genauer hinzuschauen, denn nicht alles, was als Totalschaden daherkommt, ist auch ein Totalschaden. Und dann natürlich wollte ich Entscheidungskriterien und -hilfen haben, die verschiedene Stufen von Schäden erkennen und bearbeiten können. Wir haben gesehen, dass es viele Reparatur-Methoden und -Techniken gibt, die nicht benutzt werden, warum auch immer.

Katja Lafferenz: Bei leichtem Schaden liegen die Vorteile auf der Hand, wie ist das bei normale und schwerem, komplexem Schaden?

Torsten Östervall: Komplexe Schadenfälle erfordern nach wie vor die volle Expertise der Kfz-Sachverständigen und benötigen die bewährten Gutachten und Bewertungen. Wenn ein persönlicher Kfz-Sachverständiger nötig und auch gefordert und gewünscht ist, sollte das immer der Fall sein. Ein wichtiger Punkt ist: Wir versuchen nicht, eine richtige und komplette Kalkulation zu machen. Wir sagen lediglich – dieser kleine Schaden sollte zu dieser Werkstatt oder dieser Normalschaden beispielsweise zu jener. Wir möchten keine Sachverständigen ersetzen. Das können wir nicht. Wir unterstützen Sachverständige bei ihrer Arbeit und versuche sie, effizienter zu machen.

Katja Lafferenz: Und wo kommt jetzt die Schnittstelle zu CombiSystems?

Torsten Östervall: Die Schnittstelle zu CombiSystens ist deren myConnect WebApp, mit deren Hilfe der Geschädigte im Schadenfall Bilder des Schadens selber mit seinem Mobiltelefon machen kann. Dann setzt unsere Schnittstelle –unser Service ein, diese Bilder mit unserer Autonet-KI einzuschätzen. Wenn es sich um einen kleineren Schaden handelt, wie z.B eine Delle könnte man das u.a. durch Spot Repair reparieren lassen.

Katja Lafferenz: Ist dieser Ablauf in Deutschland denn bereits rechtlich anerkannt?

Torsten Östervall: Es handelt sich bei dem, was wir anbieten ja lediglich um Informationen, die wir dem Kfz-Gutachter bereitstellen, ob in Versicherungen oder im Büro. Die Entscheidung am Ende trifft der Sachverständige.

Katja Lafferenz: In der Versicherungsbrache gibt es ja immer mehr die Tendenz, die Prozesse effizienter zu gestalten, zu verschlanken. Wie siehst du persönlich die Zukunft in der Branche?

Torsten Östervall: Ich denke, niemand im Schadenmanagement arbeitet gerne unnötig langsam, umsonst oder ungenau. Alle profitieren von schlanken, schnellen, effizienten Abläufen. Daran haben alle ein großes Interesse, denke ich. Und in Zukunft nimmt dieser Wunsch und auch die Notwendigkeit weiter zu. Mit einer KI wie der unseren ist es allen Beteiligten möglich, mehr Transparenz im Schadenprozess zu haben. Der Geschädigte weiß viel schneller und sicherer, was mit seinem Auto los ist und wie es weitergeht und mit welchen Kosten das verbunden sein wird. Es wird zukünftig mehr Technologie geben, die das unterstützen und beschleunigen wird. Andererseits müssen Versicherungen und Sachverständige bei komplexen Schäden immer auch in der Lage sein, ihren Sachverstand und praktische Erfahrung in die Arbeit einzubringen. Außerdem werden wir eine Entwicklung hin zu noch mehr technischer Unterstützung beim Autofahren haben, was die schweren Unfälle hoffentlich minimieren hilft.

Katja Lafferenz: Wie stark bist du in der Schadenmanagement-Branche emotional involviert? Deutschland ist ja ein Autoland, da gibt es viele Menschen, die dem Thema emotional gegenüber eigestellt sind.

Torsten Östervall: Ich bin der Branche gegenüber sehr offen eingestellt, habe aber auch einen gesunden Abstand dazu. Ich freue mich sehr auf den Austausch mit vielen unterschiedlichen Kfz-Sachverständigen und Versicherungen beim CombiBildungsBuffet.

Katja Lafferenz: Es werden ganz unterschiedliche Kfz-Sachverständige anwesend sein, erfahrene Leute und auch viele junge Sachverständige, die neue Generation sozusagen. Außerdem decken wir auch das Thema Oldtimer ab. Und natürlich sind unsere Versicherungen anwesend.

Torsten Östervall: In der Branche steckt ein enormes Wissen und eine unbezahlbare Erfahrung. Das alles sollten wir sinnvoll und produktiv nutzen. Ich finde es gut, dass CombiSystems in Essen so ein breites Spektrum anbietet – von Themen wie Oldtimer-Begutachtung bis zu hin KI-Bewertungs-Software. Das macht die Branche aus.

Katja Lafferenz: Was sind deine persönlichen Ziele und Wünsche?

Torsten Östervall: Ich kann nur soviel sagen, ich liebe diese Technologie. Das hält mich auf Trapp. Ich bin ja nicht nur der Geschäftsführer von Autonet, ich bin auch der Data Analyst und noch vieles mehr innerhalb des Prozesses. Das alles fasziniert mich, was man da zukünftig noch alles machen kann. Darüber hinaus laufe ich als Ausgleich gerne Halbmarathon. Meine beiden Kinder sind – wie sagt man auf Deutsch – aus dem Haus geflogen.

Katja Lafferenz: Torsten, ich danke dir vielmals. Wir sehen uns dann auf dem CombiBildungsBuffet, du bist für Gespräche den ganzen Tag über am Stand anwesend und verfügbar. Außer du bist in deinem Workshop als Referent gefordert, ich denke da erfahren alle Interessierten viele weitere Informationen.

Torsten Östervall: So machen wir das. Ich bin gespannt und freue mich sehr.

COMBISYSTEMS

Katja Lafferenz

Katja Lafferenz gehört zum Orgateam des CombiBildungsBuffets und führte im Vorfeld des CombiBildungsBuffets spannende Interviews mit Referenten der Veranstaltung – so wie man das von den regelmäßig erscheinenden CombiNews seit Jahren kennt. Legendär ist ihre letzte Frage in den Gesprächen, mit der sie die Gesprächspartner aus dem Schadenmanagement regelmäßig verblüfft und teilweise regelrecht in Schockstarre versetzt.